Dienstag, 20. Mai 2008

Blur feat. Francoise Hardy - To The End (La Comedie) = french version

Es gibt wohl wenige britische Musiker, die so viele Genres mit derart viel Erfolg und Leichtigkeit durchspielten wie Blur-Frontmann Damon Albarn. Betrachtet man die frühe Blur-Geschichte von Madchester-Bandwagonjumper zu Britischen Traditionalisten scheinen zwei Songs zentral, um den späteren Albarn-Werdegang verstehen zu können.

Zwischen den beiden ersten Alben veröffentlichten Blur „Popscene“, einen großartigen amerikaverachtenden metallischen Punksong, der kommerziell derart übel floppte, dass die Band beinahe daran zerbrochen wäre. Albarn reagierte darauf in zwei gegensätzliche Richtungen: zum einen wandte er sich vom „Popscene“-Sound ab und ging in Richtung klassischen 60ies-Pop der Kinks („For Tomorrow“), zum anderen verstärkte er das Amerikaressentiment, das in „Popscene“ bereits vorherrschte, zum dominierenden Element Blurs. Die britische Phase begann.

Als mit „Parklife“ Album Nummer zwei dieser Phase erschien und so das Massenphänomen Brit-Pop geboren wurde, hatte Albarn seine Fähigkeit, Pop-Songs zu schreiben, perfektioniert. Von „Girls & Boys“ zu „Parklife“ war das Album randvoll mit potentiellen Singles.
Doch gerade die zweite Single „To The End“ deutete erstmals auf eine völlig andere Qualität Albarns hin. Er konnte nicht nur die schnellen Punkrotzer und die guten Kinks-Plagiate schreiben, nicht nur den quirky Popsong und das New Order Zitat heraushauen, nein, in „To The End“ (und auch „This Is A Low“) war erstmals eine world weariness in seiner Stimme zu hören, die die späteren Blur-Alben und das The Good, The Bad & The Queen Projekt bestimmen sollte.
„To The End“ geht dabei den ganzen Weg: Streicher, die großen Emotionen, der weibliche Gaststar, das wunderbare schwarz-weiß Video…
Bei der „Parklife“-Originalaufnahme übernimmt die weibliche Gaststimme Lætitia Sadier (Stereolab). Sadier singt dabei den französischen Refrain, während Albarn die englischsprachigen Verse übernimmt.

Doch es existiert eine andere Version des gleichen Songs, der sich noch weiter von der Indie-Song-Idee entfernt und den Streichern mehr Raum gibt. Interessanterweise versucht sich Damon Albarn nun auch selbst im französischen Text und die Gastsängerin wurde ebenfalls ausgetauscht: Francoise Hardy, die Göttin des französischen Chansons der 60er, übernahm den Sadier-Part und „To The End“ wird endgültig zu einem Song, den kein Suede, kein Oasis, Ocean Colour Scene - oder welcher Brit-Pop-Zeitgenosse auch immer - je hätte aufnehmen können. „To The End (La Comedie)“, wie die hier vorgestellte Version offiziell heißt, wurde 1995 als b-Seite von Blurs größtem Triumph und Beginn vom Ende ihrer britischen Phase „Country House“ veröffentlicht (ist leider derzeit auch out of print).

Beachtenswert ist im Übrigen auch das Video (zur Original-Version):



Blur spielen hier – teilweise in einem shot-by-shot-Remake – in einer Dreiminutenversion den Klassiker des französischen Avantgarde-Films „Letztes Jahr in Marienbad“ (1961) von Alain Resnais nach, der jedem im Übrigen wärmstens ans Herz gelegt wird und eine Filmerfahrung darstellt wie es wenige in der Geschichte des Kinos gibt.



Weiterhören:
* Das Mutteralbum des Originalsongs "Parklife", das immer noch das wichtigste Statement der Brit-Pop-Ära ist
* Albarns jüngstes Projekt The Good, The Bad & The Queen, mit dem er das beste Album 2007 aufgenommen hat.

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